Kommunale Farbenlehre

Johann Wolfgang Goethe schrieb um 1810 in seiner Farbenlehre:

Wird nun die Farbtotalität von außen dem Auge als Objekt gebracht, so ist sie ihm erfreulich, weil ihm die Summe seiner eigenen Tätigkeit als Realität entgegenkommt. Es sei also von diesen harmonischen Zusammenstellungen die Rede.

Über die Harmonie des aktuellen Wahlkampfplakatwaldes an den Regensburger Kreuzungen ließe sich nun trefflich streiten. Noch mehr darüber, ob die – zumeist in nächtlicher Tätigkeit – aufgekleisterten Inhalte jemals zur angesprochenen Realität werden.

Was die gewohnte Farbarithmetik angeht, ist aber definitiv einiges durcheinandergeraten im Kommunalwahlkampf 2014:

Die CSU plakatiert seit Monate in leuchtendem Grün. In selbigem Ton angelaufen sind wir deswegen allerdings nicht. Vielmehr empfanden die meisten Grünen das eher als Wahlkampfhilfe. War doch der ‚Schlegl CSU‘-Schriftzug so mikroskopisch, dass er dem unbeteiligten Vorbeifahrer kaum aufgefallen sein dürfte. Und inhaltlich? War das Ganze im Wesentlichen wiederum so schwammig, dass eine Zuordnung zu einer einzelnen Partei eh kaum möglich war.

Auf die Negation von Farbigkeit setzt offenbar die SPD. Rot sieht man auf den wenigsten ihrer Plakate und ausgeblichene Ödnis herrscht vor. Was einem die lächelnden Damen und Herren unterschiedlichen Alters mitteilen wollen, könnte man vielleicht den aufgedruckten Sprüchen entnehmen. Aber dazu müsste man diese auf den A1-Formaten vom Bus oder Rad aus erst einmal entziffern können.

Farblich treu geblieben ist sich die ÖDP mit ihren orangen Bannern und die FDP in blau-gelb. Ob es ihnen am Ende helfen wird, bleibt abzuwarten. Die Kugelschreiber in den Wahlkabinen schreiben am Ende jedenfalls alle schwarz oder blau – hoffentlich aber nur bezogen auf ihre Minenfarbe.

Und wir Grünen selber? Wir bleiben bei der eigentlichen Parteifarbe, haben aber in Anlehnung an de Goethe’schen Farbkreis ein bißchen im Reich der Komplementärfarben herumgestöbert: pretty in pink.

Grüne Veranstaltung in Pink